Samstag, 30. Juli 2016

Ein Leserbrief zu Sophie Scholl

Meistens weiß ich nicht, wer meine Bücher liest und was meine Leser darüber denken. Aber ab und kommt doch eine Nachricht aus der Leser/innen-Welt da draußen bei mir an. Und dann freue ich mich, wenn sie einserseits so positiv ist wie die Mail, die mich vor längerer Zeit erreichte, und mich andererseits auch auf Fehler in meinem Text aufmerksam macht.

Der Leser, ein ehemaliger Lehrer an einem "Sophie-Scholl-Gymnasium", schreibt, dass er ein Exemplars meines Buches über Sophie Scholl in die Hände bekommen hat, dessen Preis noch in D-Mark angegeben ist. (Da sieht man einmal, wie lange Bücher brauchen, bis sie gelesen werden, das muss ja noch vor 2001 gekauft worden sein!)



Ich zitiere ihn:
"Ich möchte Ihnen zunächst sagen, dass ich das Buch mit großem Interesse gelesen habe und in jeder Weise nur loben kann.
Und nun komme ich zu meinem Hinweis, den Ihnen möglicherweise andere Leser auch schon gegeben haben"
Nein, diesen Hinweis habe ich vorher noch nicht bekommen,
"An mindestens zwei Stellen des Buches wird gesagt, dass in der Familie Scholl ausländische Radiosender gehört worden sind. So heißt es auf Seite 162: 'Der Vater hatte in diesen Tagen ein neues teures Radio angeschafft, über dessen Ultrakurzwellenempfang er auch weit entfernte Sender einstellen konnte.'
Dazu muss man aus technischer Sicht sagen: Der erste europäische UKW-Sender wurde am 28.Februar 1949 in München in Betrieb genommen, Familie Scholl konnte also solche Sender in der NS-Zeit noch gar nicht hören. Was hier gemeint ist, kann nur der Kurzwellenempfang sein, denn dieser war und ist tatsächlich über große Entfernungen möglich, allerdings in sehr schlechter Qualität, zumindest nach heutigen Maßstäben.
Heute ist das Hören von UKW-Sendern zum Standard geworden, denn es erfüllt höchste Qualitätsansprüche, während Sender auf Mittelwelle oder Kurzwelle praktisch keine Bedeutung mehr haben. Dabei sollte man wissen, dass die Reichweite von UKW-Sendern sehr begrenzt ist. Sie beträgt, physikalisch bedingt, oft nur 50 bis 100 Kilometer, und mehr ist auch gar nicht gewollt.
Damit möchte ich meinen „Kurzvortrag“ beenden, in der Hoffnung, dass dieser für Sie hilfreich war.
Abschließend will ich betonen, dass der überaus wertvolle Inhalt Ihres Buches durch diesen kleinen „Patzer“ in keiner Weise beeinträchtigt wird."

Die Links im Text habe ich eingefügt. Denn heute kann man solche Details ganz einfach bei Wikipedia nachlesen. Die Welt hat sich wirklich verändert: Als ich in dern 1990er Jahren das Buch schrieb - es ist 2000 erschienen -, war ich noch auf die "analoge" Recherche - also Bücher, Lexika, Archivalien - angewiesen. Das Internet steckte damals noch in den Kinderschuhen und ich hatte noch keinen Zugang dazu. 

Was kann ich also tun, außer meinem Leser zu danken und zu hoffen, dass es noch andere aufmerksame  Menschen auf der Welt gibt, die Interesse an meinen Büchern haben?

Nachsatz: Aus irgendeinem mir unerfindlichen Grund habe ich diesen Post nicht sofort veröffentlicht, nachdem ich die Mail bekam. Das tut mir jetzt leid und ich hole es spät, aber sicher nicht zu spät nach.