Ich kann keine Pommes mehr sehen.
Wieso? Das
Pommesbude (Foto Leisner) |
Dabei war wahrscheinlich alles ganz einfach: Der Fotograf Christoph Eckelt ist zur Pommesbude gegangen, hat Pommes bestellt, mit Ketchup, Holzgabel rein, auf den Tresen. Dann hat er die Kamera gezückt, das Ganze noch ein bisschen ins Licht gerückt und ein paarmal abgedrückt. Schon hatte er sein Bild für den Beitrag "Berlins Beste Pommesbuden" im Berliner Stadtmagazin Zitty. Da hat er schon ein bißchen dran verdient. "Einfaches Nutzungsrecht" hat er geschrieben. Dann hat er das Bild noch der Caro Fotoagentur gegeben. Ich nehme an, wenn sie es verkauft, verdient er wieder daran. Sie hat es in ihr Online-Angebot gestellt.
Jetzt hat der Fotograf oder die Agentur eine Bildersuchmaschine durchs Internet gejagt und sein Bild abgleichen lassen.
Auf meinem Blog (Nord)deutschstunde haben sie ihr Pommesfoto gefunden! Mist, und ich war im Sommer so sicher, dass ich alle Bilder, an denen ich keine Rechte habe, aus meinen Blogs gelöscht habe! Ich hab die verdammten Pommes übersehen!!!!
Nein, ich habe das Bild nicht auf der Seite der Fotoagentur gefunden, da sei der Himmel vor! Sie hätte mir für das Bild auch gar keine Lizenz gegeben. Mit meinem kleinen Blog zähle ich nicht als Kundin. Ich kann mich da nicht einmal registrieren lassen. Ich hab's versucht. Nix da, keine Reaktion, null, nada.
Es guckt auch keiner drauf auf das Blog, seit April kein einziger Klick auf den Post Currywurst (ich hab das Bild sofort gelöscht) und insgesamt nur 418 Klicks auf das ganze Blog. Ich werb nicht dafür. Ich hab das nur gebraucht um beim Sprachenlernen Gesprächsanlässe zu haben und damit Fremdsprachler ein wenig Deutsch hören können bzw. konnten, denn die Audios sind beim Umzug verloren gegangen.
Aber zurück zum Bild. Ich hab das von irgendwo aus dem Internet. Weiß der Himmel woher. Ich wollte meinen Post über die Currywurst noch schöner machen, hab das Bild gefunden und es in meinen Post eingestellt. Wann das war? Das ist genau die Frage. Gefunden haben sie es in dem Blog auf Wordpress, den ich im April dieses Jahres eingerichtet habe. Übernommen hab ich den Post von Posterous. Ich hab ihn schon 2009 geschrieben. Posterous ist im April aus dem Internet verschwunden.
Die Agentur hat den Anwalt Dr. Hans Josef Lütke beauftragt mich abzumahmen. Er verlangt als Lizenzgebühr 214,00 Euro für das Bild, soviel wie sie von einem normalen Kunden kriegen könnten - wenn es denn jemand kauft. Auf Wikipedia kann man schließlich ganz ähnliche Bilder umsonst herunterladen. Und dann will er noch mal dasselbe für die Urheberrechtsverletzung und dann noch 100 Euro Anwaltskosten für den Brief, den er geschrieben hat. Summa summarum und mit Kulanz darf ich das Bild für 480,00 (eigentlich soll alles zusammen 528 Euro kosten) weiternutzen, zahlbar eine Woche nach Erhalt des Schreibens.
Ich hab natürlich Hilfe gesucht. Zum Glück hatte ich schon einmal die Rechtsanwältin Astrid Christofori zum Urheberrecht befragt. Sie beantwortet im Google-Hangout auf Ununi.tv Fragen dazu und kennt sich richtig gut aus. Von ihr bekam ich Rat, aber auch die Mahnung zur Vorsicht. Denn so eine Abmahung kann, wenn man nichts tut schnell noch viel teurer werden, sagt sie, und man kann nicht wissen, wie ein Gericht entscheidet.
Immerhin dachte ich, dass ich ein paar gute Argumente habe: Ich betreibe das Blog rein privat - beruflich habe ich andere Blogs, mit denen dieses weder verlinkt noch anders verbunden ist. Fast niemand sieht sich mein Werk an (und damit wird auch das Bild des Fotografen nicht durch fremde Augen abgenutzt). Das Blog besteht erst ein halbes Jahr in dieser Form. Und zum Schluss: Auf Privatpersonen wird das MFM nicht angewendet. Das ist die Liste, nach der diese irrsinnig hohen Bildpreise ausgerechnet werden. Hier ein Link dazu. Da hatte ich doch tatsächlich die die Hoffnung, dass ich nicht ganz so viel zahlen müsste.
Heute habe ich den Anwalt angerufen. Er war fast empört über meine Argumente und die Nachfrage, ob er einer geringeren Zahlung einverstanden wäre. Hätte ich mir auch denken können. Prozesse führen ist schließlich sein Geschäft oder?
Jetzt müsste ich mir einen Anwalt nehmen. Angeboten werden im Internet in solchen Fällen Preise von ca. 140 bis 170 Euro für die gesamte Durchfechtung eines solchen Falles. Damit könnte ich zwar die zahlbare Summe an den Anwalt der Gegenseite reduzieren, aber meine Kosten würden im Grunde gleich bleiben. Und unsicher ist die ganze Lage auch. Ganz abgesehen von den Nerven, die mich die Anglegenheit kostet. Vielleicht würde ich Recht bekommen, dass die Bildlizenz nicht so viel wert ist, wie die Gegenseite behauptet. Vielleicht auch nicht ....
Das ist genau die Rechtsunsicherheit, die es Anwälten ermöglicht mit Abmahnungen im Internet richtig abzukassieren. Ich habe heute die 480 Euro überwiesen! Das sind die teuersten Pommes meines Lebens.